Ehrlich gesagt: Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal Sat1 eingeschaltet habe. Dümmliche Serien. Reißerische und einseitige Reportagen. Tränendrüsenkino wechselt sich mit miesen Actionfilmen ab. Dazu die ehemals erfrischenden Sketchsendungen wie Ladykracher und Sechserpack, die aber inzwischen seit Jahren in einer Endlosschleife laufen.
Ich bin wirklich ein Vielseher und durchforste regelmäßig das Programm nach Interessantem - aber bei Sat1 ist schon seit langem überhaupt nichts mehr dabei.
Auch wenn das jetzt arrogant klingt: Jemand wie ich, der extrem viel arte, 3sat, EinsPlus oder Terra Nova schaut, ist auch vielleicht nicht so die Zielgruppe.
Andererseits hält Sat1 (oder noch schlimmer: PRO7) ja auch nichts davon ab, mal zwischendurch etwas zu zeigen, in dem nicht nur die nötigsten Buchstaben des Alphabets vorkommen.

Lange Rede, gar kein Sinn: Medienberichten zufolge will Sat1 Personal einsparen (es geht um bis zu 300 Mitarbeiter) und dies unter anderem dadurch erreichen, dass z.B. diverse Nachrichtensendungen abgesetzt werden.
Man ist wohl verschuldet, die Quote stimmt schon lange nicht mehr, aber warum man dann nicht eher die Produktion von schwachsinnigen Gerichtsshows, Pseudo-Ermittler-Halb-Riääälitti-Sendungen und Telenovelas (bei dem Wort allein wird mir schon schlecht) einstellt, ist mir unbegreiflich. Denn gerade da hapert es besonders, was die Quote angeht.
Ich beobachte das Mediengeschehen auch auf verschiedenen Seiten im Netz (wie beispielsweise auf der wunderbaren Seite quotenmeter.de) und trotz einiger schneller Absetzungen, wird wiederum an anderem zwanghaft festgehalten, obwohl praktisch kein Mensch mehr zuschaut.
Sat1, vielleicht ist die Nation doch nicht ganz so doof und niveaulos wie ihr glaubt.

Natürlich bewegt sich das Niveau der Nutzer des Portals von Yahoo nicht gerade auf höchster Ebene.
Natürlich passt sich Yahoo dementsprechend an, um "aktuell" zu sein: Man hält den Nutzer über jeden Furz von Lindsay Lohan (Wer ist das eigentlich?), Britney Spears und dieser kerligen Darstellerin aus Friends, ich komme gerade nicht auf den Namen, auf dem Laufenden und hat Galerien von den (angeblich) schönsten Rücken, Füßen und operierten Brüsten parat.
Regelrecht hysterisch klammert man sich auch an das Thema "Messegirls" (nuttig aussehende Tussis, die auf Autoausstellungen sinnlos herum staksen), was den Eindruck erweckt, dass Yahoo grundsätzlich nur von hirnlosen, schwanzgesteuerten Machos genutzt wird.
Mag ja auch sein.
Aber wenn man schon hauptsächlich das Publikum im einstelligen IQ-Bereich bedienen möchte, warum tut man dies nicht wenigstens in der Sprache, die sie noch am ehesten beherrschen?
Diese neue Kampagne für Yahoo! Clever ist nicht nur schamlos von CocaCola abgekupfert (It's your Heimspiel), sondern verblödet den Nutzer, der seine eigene Sprache nicht einmal mehr richtig kann, noch zusätzlich:
Be a better Heimwerker, be a better Grillmeister, be a better Volltrottel.
Gut, vielleicht muss Yahoo nicht gerade einem Bildungsauftrag Genüge tun, aber es wäre doch nicht gerade falsch, wenn sie es TÄTEN. Man ist doch grundsätzlich "in", würde vielleicht niemandem auffallen, wenn man "Deutsch spricht".
Manchmal frage ich mich, ob die das nicht absichtlich machen wie sie es machen, um sich tot darüber zu lachen, wenn sie sehen, wie sich der "gemeine Deutsche" doch manipulieren lässt.

Im Fall des in der Türkei inhaftierten deutschen Schülers verhängte eine Strafkammer in Antalya jetzt Nachrichtensperre, was auch deutsche Kameramannschaften betrifft. Die Staatsanwaltschaft hatte zwar die Berichterstattung deutscher Medien vor dem Gefängnis als versuchte Beeinflussung der türkischen Justiz heftig kritisiert. Aber es ist auch anderweitig endlich mal eine sinnvolle Maßnahme, dies zu tun.
Denn der Pöbel muss nun wirklich nicht lückenlos über jeden Kack Bescheid wissen.
Abgesehen von der Mißachtung der Privatsphäre (dieser Junge da kann sich eigentlich nur noch einen Strick nehmen, wenn er nach Deutschland zurück kommt, weil die ganze Nation - bildlich gesprochen - vor seinem Haus herum lungert).
Muss denn wirklich immer alles detailgenau an die Öffentlichkeit gezerrt werden?
Wenn man sich die Berichterstattung bezüglich Kriminalfällen (Betrug, Raub, Mord) ansieht, machen sich die Medien eigentlich der Anleitung zu Straftaten schuldig. Letztlich bekommt jeder latente Verbrecher in Zeitungsartikeln und Fernsehbeiträgen doch nur beigebracht, was er tun und lassen sollte. Es wird in allen Einzelheiten dargestellt, wie wer was getan hat und was den Täter entlarvt, dass es denkbar einfach ist, genau diese Fehler bei einer geplanten Straftat zu vermeiden.
Wenn man sich lange genug Autopsie, Ungeklärte Morde, Aktenzeichen XY und die diversen Boulevardmagazine wie Brisant und Explosiv angesehen hat, kann man heutzutage das perfekte Verbrechen begehen.